Kreise der Betroffenheit
Wie sehr jemand von einem traumatischen Ereignis betroffen ist, kann man als Außenstehende:r nur schwer einschätzen.
Trotzdem gibt es einige Anhaltspunkte, die eine Einschätzung erleichtern.
Geografische Nähe/physische Nähe
Wenn jemand in Sicht- oder Hörweite einer Person einen Unfall oder ein traumatisches Geschehen erlebt hat, ist davon auszugehen, dass dies für die Person belastender ist als für jemanden, der weiter von diesem Geschehen entfernt ist und nichts direkt gehört oder gesehen hat. Trotzdem kann auch eine Erzählung über ein traumatisches Geschehen bei Menschen, die überhaupt nicht dabei waren, große Betroffenheit erzeugen (vor allem, wenn andere Trigger, siehe unten) vorhanden sind.
Mögliche Abstufungen: Außerhalb Sicht- und Hörweite, innerhalb Hörweite, in der Nähe des Unglücksortes, direkt ausgesetzt
Psychosoziale Dimension
Auch hier gilt die Faustregel: je näher mit dem Opfer bekannt (direkte Familie vs. entfernter Bekanntenkreis), desto wahrscheinlicher ist eine größere Betroffenheit.
Auch eine Ähnlichkeit mit dem Opfer (gleicher Beruf, gleiche Interessen, gleiche Optik, gleiches Alter, vermutete Ähnlichkeiten… etc.) kann die Betroffenheit verstärken.
Mögliche Abstufungen: Identifikation oder Ähnlichkeit mit dem Opfer, Bekanntschaft, entfernte Familie oder guter Freund, direkte Familie
„Risiko-Population“
Jemand, der vor kurzem eine andere traumatische Situation zu bewältigen hatte oder einen anderweitigen Verlust, sowie jemand, der schwerwiegende soziale Probleme oder persönliche Probleme (Arbeitslosigkeit, Krankheit, gescheiterte Beziehung …) zu bewältigen hat, wird tendenziell eher betroffen sein.
Mögliche Abstufungen: „Überempfindlichkeit“, schwerwiegende persönliche Probleme, bedeutender Verlust im letzten Jahr, gerade durchgemachte traumatische Situation (Retraumatisierung möglich).
Achtung: Menschen, die sehr betroffen wirken, müssen nicht die am meisten Betroffenen sein !